Sonntag, 28. November 2010

Ich lebe noch ;-)

Hallo liebe Leser/innen

Ich wünsche euch erst einmal einen wunderschönen 
1. Advent. Ich hoffe ihr hattet bis jetzt einen schönen Tag.

Heute melde ich mich also offiziell zurück aus der etwas 
unvorhergesehenen Pause.
Anfangs Oktober hatte mein lieber Schweigervater in seinen Ferien einen sehr starken Hirninfarkt und musste mit der Rega zurück in die Schweiz gebracht werden. Dort kam er dann auf die Intensivstation. Kurz sah alles gut aus doch dann war eine Notoperation am Schädel nötig. Danach folgte eine Zeit von Ungewissheit, ob er bei uns bleibt oder nicht.
Die Prioritäten in so einem Moment werden plötzlich andere, viele Dinge erscheinen plötzlich sehr unwichtig.

Nach den vergangenen Wochen geht es ihm jetzt aber den Umständen entsprechend gut. Er ist auf der Reha Abteilung und lernt Abläufe wie Bett-Rollstuhl-WC-Rollstuhl-Bett. 

Bis er vielleicht wieder gehen kann oder nur schon das linke Bein oder die linke Hand wieder bewegen kann, wird sicher noch viel Zeit vergehen, doch die ganze Familie unterstützt ihn.

Nun haben wir ihm für die Adventszeit einen speziellen Adventskalender gebastelt. Jeder hat etwas oder mehrere Dinge beigesteuert. Das sind Sachen wie Zeichnungen der Enkelkinder, Enkelkinder die auf CD aufgenommen musizieren oder singen, Ein Hirsekissen für die zu therapierende Hand, unanständige Witze ;-), Ein Büchlein mit schönen Gedichten, persönliche Worte etc. 

Die Geschenke habe ich eingepakt, mit dem tollen Klebeband von Tanja verziert und jetzt wo mein Schweigervater wieder Schokolade essen darf, hat jedes Päkli auch eine Schokolade drauf.

Damit die Geschenke gut transportiert werden können, ist alles in einer eingepakten, grossen Schuhschachtel.



Zum Schluss noch ein Gedicht, welches mir sehr gut gefällt.


Ist es nicht seltsam,
... dass wir vom Glück glauben
wir hätten es verdient,
aber vom Unglück denken,
es wäre nicht gerecht?


Ist es nicht seltsam,
... dass Erfahrungen, die wir vergessen wollen,
uns am längsten in Erinnerung bleiben,
aber Momente, die wir festhalten möchten,
so schnell an Deutlichkeit verlieren?


Ist es nicht seltsam,
... dass wir darauf bestehen,
für eine Sache kämpfen zu dürfen,
es aber als lästig empfinden,
um etwas kämpfen zu müssen?


Ist es nicht seltsam,
... dass wir in guten Zeiten
so voller Optimismus sind,
in schlechten Zeiten uns aber
jegliche Zuversicht fehlt?


Ist es nicht seltsam,
... dass das Gegenteil von Liebe
die Gleichgültigkeit ist,
das Gegenteil der Gleichgültigkeit
aber auch der Haß sein kann?


Ist es nicht seltsam,
... dass wir ein Leben lang
das Glück in der Liebe suchen,
anstatt das Leben zu lieben
und darin unser Glück zu finden?
 

Ist es nicht seltsam,
... dass Freudentränen genauso schmecken
wie die aus Schmerz und Kummer,
sie unserem Leben aber einen völlig
anderen Geschmack verleihen?

Ist es nicht seltsam,
... dass wir es genießen,
wenn wir alleine sein können,
aber daran verzweifeln,
wenn wir alleine sein müssen


Ist es nicht seltsam,
... dass wir von angenehmen Dingen
nie genug bekommen können,
aber beim Unangenehmen
sofort die Grenze erreicht ist?

Ist es nicht seltsam,
... dass ALLES gegeben zu haben
immer noch zuwenig sein kann,
und NICHTS zu bekommen
einem irgendwann zuviel wird?

Ist es nicht seltsam,
... dass wir viele Dinge erst richtig sehen,
wenn wir unsere Augen verschließen,
und manchmal ein dunkler Schatten
etwas erst ins rechte Licht rückt?
 

Ist es nicht seltsam,
... dass man etwas finden kann
ohne danach gesucht zu haben,
und dass all diese Fragen
eigentlich auch Antworten sind?

Gerhard Feil



Ich wünsche euch nun einen schönen Abend und einen guten Wochenanfang. Passt auf euch auf. 

***Simone***